Aal

Stützung der Bestände des Europäischen Aals


Der Europäische Aal (Anguilla anguilla) ist der Wanderfisch schlechthin und zweifellos eine der interessantesten heimischen Fischarten. Lange rankten sich um seine “Herkunft” und seine Lebensweise viele Legenden. So ist erst seit etwa 100 Jahren bekannt, wo sich der Aal fortpflanzt, gesehen hat dies jedoch noch niemand…

Lebensweise

Als so genannte katadrome Fischart pflanzt er sich im Salzwasser fort, verbringt die Wachstumsphase aber im Süßwasser. Sein Lebenszyklus beginnt in der Sargassosee, einem Meeresgebiet im Atlantik östlich von Florida und damit etwa 6.000 Kilometer von den europäischen Küsten entfernt. Von dort wandern die Aallarven mit dem Golfstrom in zwei bis drei Jahren bis in die Mündungsbereiche der Flüsse. Bis dahin haben sie sich zum fünf bis acht Zentimeter langen Glasaal entwickelt und sind aufgrund der fehlenden Pigmentierung der Haut noch völlig durchsichtig. Von hier wandern die Jungaale bis in die Oberläufe der Fließgewässer auf.

Die folgende Aufwuchsphase dauert fünf bis über 20 Jahre. In dieser Zeit spricht man vom Gelbaal. Bis auf kleine sommerkalte Bäche besiedeln Aale natürlicherweise alle Fließ- und auch Stillgewässer, die (wenigstens temporär) einen Zugang zum offenen System haben. Als eher bodenorientierter Fisch hält er sich tagsüber in Verstecken auf (Steine, Wurzelwerk, Totholz, tiefe Kolke oder dichte Pflanzenbestände). Aale unternehmen in Fließgewässern sogar längere Wanderungen zwischen Sommer- und Wintereinständen. In den Wintermonaten ist ihre Aktivität jedoch deutlich geringer.

Mit der Dämmerung gehen Aale auf Nahrungssuche. Auf dem Speiseplan stehen dabei allerhand Leckereien und der Aal ist entgegen der landläufigen Meinung definitiv kein Aasfresser. Junge Tiere fressen vor allem Wirbellose (Schnecken, Muschen, Kleinkrebse, Würmer), während große Aal meist räuberisch leben. Männliche Aale werden selten länger als 45 cm, die weiblichen erreichen dagegen stattliche Größen bis zu 120 cm.

Aal aus dem Mühlenkanal (ca. 65 cm lang), gefangen bei einem Elektrofischen zur Bestandskontrolle (Aufnahme: R. Eikenberg)

Am Ende des Gelbaal-Stadiums erfolgt mit der Geschlechtsreife eine auffällige Veränderung: die Aale beginnen metallisch zu glänzen, die Färbung wandelt sich zu einem fast schwarzen Rücken und silberweißem Bauch, der Kopf wird spitz und die Haut dicker. Auch die Nahrungsaufname wird eingestellt, denn die Blankaale haben sich ausreichend Fettreserven angefressen, um die lange Wanderung zurück in die Sargassosee zu überstehen. Dort angekommen schließt der Lebenszyklus und die Tiere sterben nach dem Laichen.

Bestandssituation und Gefährdung

Bis in die 1970er Jahre war der Aal einer der bedeutendsten Wirtschaftsfische in Europa. Seit den 1980er Jahren hat das Glasaalaufkommen an den Küsten auf nur noch etwa 10 % der ursprünglichen Menge dramatisch abgenommen. Zusammen mit einer hohen Entnahme durch illegale Glasaalfischerei und der allgemein sehr schlechten Situation hinsichtlich der ökologischen Durchgängigkeit der Fließgewässer ist der Europäische Aal an den Rand des Ausstrebens gebracht worden.

Der Aal ist ein Fisch, der ganz besonders an eine bestmögliche Vernetzung der Lebensräume angewiesen ist. Die hohe Dichte an Querbauwerken wie Wehre und Wasserkraftanlagen – insbesondere in den Hauptwanderrouten – ist hauptsächlich dafür verantwortlich, dass die Jungaale nicht mehr bis in die Aufwuchsgewässer aufsteigen können und die abwandernden Blankaale in großer Zahl von den Turbinen der Wasserkraftwerke geschädigt werden. Insofern ist der oben beschriebene Lebenszyklus massiv gestört.

Weitere Gefährdungen erfährt der Aal zum Beispiel durch:

  • Prädation durch Kormorane, insbesondere während der Abwanderung im Herbst (auch indirekte Verluste durch Verletzungen);
  • Krankheiten und Parasiten, wie das Herpesvirus der Aale (HVA) oder den Schwimmblasenwurm;
  • Schadstoffe, wie Dioxine, die sich im Körperfett der Aale anreichern und die Kondition der Fische bei der Laichwanderung beeinträchtigen können;
  • ozeanische Faktoren, ausgehend von klimatischen Veränderungen.

Die Bestände im Binnenland werden heute im Wesentlichen durch Besatz mit Glasaalen und so genannten Farmaalen, die einige Jahre in Aufzuchtanlagen verbracht haben, gestützt. Bis heute ist es nicht gelungen, Aale in Gefangenschaft kommerziell zu vermehren, um so Besatzfische zu produzieren. Die Forschung hat zwar schon einige vielversprechende Erfolge erzielt. Ohne diese Maßnahmen stünde es um den Aal weitaus schlechter. Die Angelvereine in Niedersachsen investieren jährlich mehrere Hunderttausend Euro in diese Besatzmaßnahmen, die im Rahmen der „Aalförderung“ mit Landes- und EU-Mitteln gefördert werden. 

Glasaale für den Besatz in den Einbecker Gewässern (Aufnahme: R. Eikenberg)

Glasaalbestz im Krummen Wasser im März 2019 (Aufnahme: R. Eikenberg)

Der Fischereiverein Einbeck besetzt jährlich zwei bis drei Kilogramm Glasaale (etwa 2.000 bis 3.000 Stück) in den Fließgewässern der Umgebung.


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