Kleinfische in unseren Gewässern

Kleinfische in den Einbecker Gewässern

In den Einbecker Gewässern kommen insgesamt neun verschiedene Kleinfischarten vor. Aufgrund ihrer geringen Größe haben sie fischereilich zwar keine Bedeutung, sie gehören aber ebenso zu einem natürlichen Fischbestand dazu, wie ihre großen Verwandten. Wir beobachten kontinuierlich die Entwicklung der Bestände und fördern aktiv die Qualität ihrer Lebensräume.


Bachneunauge (Lampetra fluviatilis)

Bachneunaugen sind so genannte Rundmäuler und damit auch keine Wirbeltiere, da sie nur einen dünnen Knorpelstrang im Leib haben. Trotzdem werden Sie Statt eines Kiefers besitzen die etwa 15 Zentimeter langen bleistiftdicken Tiere eine runde Saugscheibe. Sie leben zunächst als Larven (so genannte Querder) drei bis vier Jahre im Sediment, bevor sie sich über den Winter zum fertigen Neunauge entwickeln. Im Frühjahr (März/April) können sie dann in Gruppen von zehn oder mehr Tieren auf flachen sauberen Kiesbänken beim Laichen beobachtet werden. Danach sterben sie.

Laichende Bachneunaugen im Mühlenkanal (Aufnahme: R. Eikenberg)

Neben einer guten Wasserqualität sind Neunaugen auf strukturreiche Gewässer mit Sedimentablagerungen für die Larvenentwicklung (Sand und Feinkies, organisches Material) und sauberen Kiesbänken als Laichplatz angewiesen.  


Groppe (Cottus gobio)

Groppe aus dem Mühlenkanal (Aufnahme: R. Eikenberg)

Die Groppe oder Mühlkoppe lebt am Gewässergrund von sauberen, kühlen und sauerstoffreichen Bächen und kleinen Flüssen. Sie ist meist zwischen 10 und 18 Zentimeter lang, hat ein sehr uriges Aussehen und ist auf viele Versteckmöglichkeiten angewiesen. Dies können Hohlräume unter Steinen oder in großem Kies oder auch Totholz sein. Da sie keine Schwimmblase hat, sind auch kleine Schwellen oder Wehre von mehr als zehn cm Höhe meist unüberwindbare Hindernisse. Die Mühlkoppe ist daher ganz besonders auf ökologisch durchgängige Fließgewässer angewiesen. Eine weitere Besonderheit ist, dass das Groppen-Männchen aktive Brutpflege betreibt, indem es das Gelege im Hohlraum unter großen Steinen oder ähnlichem verteidigt und durch Bewegen der großen Brustflossen dafür sorgt, dass der Laich mit ausreichend sauerstoffreichem Wasser versorgt wird.

Bei uns kommt sie in allen Fließgewässern in teils großen Stückzahlen vor. Erstaunlich ist zum Beispiel die Häufigkeit der Art in der Leine: hier besiedeln Groppen besonders gerne die Steinschüttungen in den Uferbereichen der ehemals ausgebauten Strecken.


Elritze (Phoxinus phoxinus)

Die Elritze ist ein typischer Schwarmfisch. Sie wird meist nicht mehr als zehn Zentimeter lang besiedelt bevorzugt saubere und sauerstoffreiche Gewässerabschnitte mit kiesig-sandigem Substrat. Die Elritze gilt als eine typische Fischart der Äschenregion. Während die älteren Individuen tiefere Bereiche im Gewässer überwiegend wie Kolke oder strukturreiche Ufer mit Totholz, Wasserpflanzen oder Baumwurzeln besiedelt, halten sich junge Elritzen
sich auch in strömungsarmen Flachwasserbereichen auf. 

Ein Elritzenschwarm sonnt sich in der Ilme an der Einmündung der Rebbe (Aufnahme: R. Eikenberg)

Die Laichzeit der Elritze beginnt Ende April und dauert oft in den Juni hinein. Oft ist sie älteren Bürgern auch als “Maifisch” bekannt, da in dieser Zeit kurze Laichwanderungen flussaufwärts durchführt.

Elritzen-Milchner im Laichkleid (Aufnahme: R. Eikenberg)


Moderlieschen (Leucaspius delineatus)

Moderlieschen sind Schwarmfische, die bevorzugt kleine Stillgewässer mit dichten Wasserpflanzenbeständen bewohnen. Trotz ihrer Anspruchslosigkeit ist diese Art vielerorts selten geworden, da geeignete Biotope kaum mehr vorhanden sind. Im Kolonieteich ist das Moderlieschen der häufigste (heimische) Kleinfisch. 

Moderlieschen aus dem Kolonieteich (Aufnahme: R. Eikenberg)

In der Laichzeit von April bis Juni legen die Weibchen ihre Eier spiralförmig an die Stengel von Wasserpflanzen. Nach der Befruchtung bewacht das Männchen die Gelege und sorgt unter anderem durch Fächeln mit den Flossen und Antippen der Stengel für eine gute Sauerstoffversorgung. Die Tiere sind ausgewachsen meist sechs bis acht Zentimeter, maximal 12 Zentimeter lang.


Gründling (Gobio gobio)

Gründlinge leben in Schwärmen am Grund von Gewässern. Am liebsten mögen sie zügig fließende Bäche und kleine Flüsse, wo sie Gewässersohle nach allerlei Kleintieren absuchen. Entscheidend für ihr Vorkommen sind geeignete Laichgründe, d.h. flach überströmte Stellen mit sauberem Sand- oder feinem Kiesgrund. Hier versammeln sie sich im Mai und Juni, um dort ihre Eier abzulegen.

Gründling aus dem Mühlenkanal (Aufnahme: R. Eikenberg)

Früher war der Gründling in den Einbecker Gewässern allgegenwärtig und in großen Schwärmen mit teils “kapitalen” Exemplaren bis 17 oder 18 Zentimeter Länge anzutreffen. Nach einem bisher unerklärlichen Bestandseinbruch Anfang der 2000er Jahre ist der Gründling bei uns mittlerweile wieder im Aufwind.


Bachschmerle (Barbatula barbatula)

Die Bachschmerle bewohnt schnellfließende kleine Fließgewässer der Forellen- und Äschenregion. Dort lebt sie tagsüber versteckt unter Steinen, in Wurzelwerk oder Totholz und geht ab Einbruch der Dämmerung auf Nahrungssuche. Als Nahrung dienen ihr allerhand bodenlebende Kleintiere, die sie mit ihren Bartfäden (“Barteln”) am Maul aufspürt. Meist ist die Schmerle sehr ortstreu und entfernt sich nicht sehr weit von ihrem Versteck.

Bachschmerle aus dem Mühlenkanal (Aufnahme: R. Eikenberg)

Die Laichzeit ist von März bis Mai. In dieser Zeit laichen Schmerlen paarweise an sandigen oder kiesigen Stellen. Bis zum Freischwimmen der Larven wird das Gelege vom Männchen bewacht. Schmerlen wachsen ziemlich schnell und können nach dem ersten Jahr bereits sieben Zentimeter lang sein. Die maximale Länge liegt bei etwa 15 bis 16 Zentimeter. In struktur- und nahrungsreichen Gewässern können sich wahre Massenbestände entwickeln.

 


Bitterling (Rhodeus amarus)

Der Bitterling ist mit fünf bis sechs Zentimetern Länge eine der kleinsten heimischen Fischarten. Umso interessanter ist jedoch seine Lebensweise: für die Fortpflanzung ist er auf das Vorhandensein von großen Teich- und Flussmuscheln (Anodonta spp., Unio spp.) angewiesen. Als bevorzugter Lebensraum geleten langsam fließende und stehende Gewässer mit flachen, pflanzenreichen Uferzonen. Der Bitterling ernährt sich vorwiegend vegetarisch (Algen oder Pflanzenteile), frisst aber auch Kleintiere.

Bitterlinge im Bäckerwall-Teich (Aufnahme: R. Eikenberg)

Seine Fortpflanzung ist hochgradig spezialisiert: Der Laich wird vom Weibchen mit einer Legeröhre in die Atemöffnung von Fluss- oder Teichmuscheln abgelegt, wo sich auch die Larven bis zum Freischwimmen aufhalten. Somit übernimmt die Muscheln die Bewachung der Eier. Die Sterblichkeit durch Räuber oder Verdriftung ist somit deutlich reduziert. 

Ebenso sind die Muscheln auf die Bitterlinge angewiesen, denn sie vermehren sich parasitär, indem sich ihre Larven wiederum an den Kiemen oder auf der Haut der Fische festsetzen. Nach einigen Wochen fallen die jungen Muscheln ab und werden so durch die Fische verbreitet.

Bitterlinge (und Teichmuscheln) kommen sowohl in den Stadtteichen am Bäckerwall und Krähengraben, als auch im Kolonieteich vor. Der Bitterling ist aufgrund fehlender Habitate in Deutschland stark gefährdet.


Dreistachliger Stichling (Gasterosteus aculeatus)

Vom kleinen Wiesenbach, Entwässerungsgräben, den großen Strömen bis in die küstennahen Brack- und Meerwassergebiete erstreckt sich sein Verbreitungsgebiet. Auch in jedem Einbecker Gewässer ist er zu finden. Besonders gut kann er im oberen Teich am Bäckerwall (mit der Fontäne), im „Wilden Wasser“ oder in den ruhigen Uferzonen der Ilme, des Mühlenkanals und des Krummen Wassers beobachtet werden.

Mit nur fünf bis maximal acht Zentimetern Länge ist er ein echter Winzling. Klein, aber oho, denn wer schon einmal einen Stichling in der Hand hatte, der weiß, woher er seinen Namen hat. Die Flossenstrahlen der Rückenflosse sind zu drei  festen und spitzen Stacheln zusammengewachsen. Diese richtet er bei Bedrohung auf und kann so mögliche Feinde abwehren. Diese Wehrhaftigkeit und seine hohe Anpassungsfähigkeit an die unterschiedlichsten aquatischen Lebensräume machen ihn zu einer sehr konkurrenzstarken Fischart.

Auf dem Speiseplan der Stichlinge stehen Kleintiere wie Krebse und Insektenlarven, zuweilen auch Fischlaich. Sie selbst wie auch ihre Gelege dienen Raubfischen, Vögeln und Fischottern als Nahrung. Fischereilich hat der Stichling direkt keine Bedeutung.

Stichlings-Milcher im Laichkleid (Aufnahme: R. Eikenberg)

Stichlinge sind Schwarmfische. Während der Laichzeit im Frühjahr ändern sie ihr Verhalten jedoch grundlegend. Die Männchen sichern sich Brutreviere und verteidigen diese vehement gegenüber Artgenossen. Die Brust färbt sich rot, der Rücken wird blaugrün und die Augen silberblau. Mit diesem  unverkennbaren „Hochzeitskleid“ signalisieren sie den Weibchen ihre Fruchtbarkeit. Das Männchen baut aus Pflanzen- und Algenmaterial ein „Nest“ auf der Gewässersohle. Nähert sich ein laichbereites Weibchen, lockt das Männchen es mit einem „Zick-Zack-Tanz“ ins Nest, wo es seine Eier ablegt. Diese werden anschließend vom Männchen befruchtet. Nachdem das Weibchen fort ist, übernimmt das Männchen die Brutpflege. Die Larven schlüfpen bereits nach wenigen Tagen und werden danach noch mehrere Wochen vom Männchen bewacht. Das beschriebene  Balzverhalten des Stichlingmännchens mit den nachfolgenden Instinktbewegungen von Männchen und Weibchen haben die Art zu einem beliebten Untersuchungsobjekt für die Verhaltensbiologie gemacht.


Zwergstichling (Pungitus pungitus)

Der Zwergstichling ist ziemlich scheu bewohnt kleinere Gewässer als seine großen Verwandten. Dies sind verkrautete Gräben und Tümpel, in denen er zwar auch “Nester” für die Eiablage baut, diese jedoch niemals am Boden, sondern hoch in den Pflanzen anlegt. Aufgrund der seiner Spezielisierung auf besonders kleine Gewässer leidet diese Art sehr unter einer intensiven Gewässerunterhaltung

Bei uns gibt es ein kleines Vorkommen in den der Leine zufließenden Gräben im Bereich des Hochwasserrückhaltebeckens Salzderhelden. Ein Foto ist leider (noch nicht) vorhanden.

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